Gemüse anbauen –
Ratgeber für Aussaat und Pflege von Gemüse und Kräutern
Vom Säen bis zur Ernte des eigenen Gemüses – in wenigen einfachen Schritten
Gemüse anbauen ist ganz einfach, probiert es einfach aus! Mit der Zeit (und mit ein bisschen Anleitung) kommen Übung und Wissen wie von alleine. STADT LAND blüht hilft euch mit dieser kurzen Einführung ins Gärtnern. Tragt euch doch auch für die Gartentipps per E-Mail ein oder schaut die Videos zur Aussaat vieler Sorten, die wir bei den Anleitungen verlinkt haben. Wer dann seine Pflanzen beobachtet, schaut, wie sie wachsen, was ihnen gut tut und wo sie sich wohlfühlen, wird wird erfolgreich im Gemüsegarten sein.
Und sollte irgendetwas einmal nicht auf Anhieb klappen: macht nichts, kommt vor. Fragt nach und versucht es noch mal! Denn manchmal war man einfach nur zwei Wochen zu früh dran. Unsere goldene Garten-Regel für das Gemüse anbauen: immer weiter machen!
Auf dieser Seite haben wir zum Einstieg beschrieben, was es neben gutem Bio Saatgut noch braucht, um eigenes Gemüse auf dem Balkon, im Hochbeet oder Garten ziehen zu können. Wir wünschen gutes Gelingen!
Gemüse anbauen – Schritt 1
Gemüse anbauen – das Säen und Vorziehen der Pflänzchen
Einzelne Sorten auf der Fensterbank vorziehen
Um wärmeliebenden Pflanzen wie Tomaten, Paprika oder Gurken im Frühjahr einen kleinen Vorsprung zu verschaffen, zieht man sie im Warmen vor, etwa auf dem Fensterbrett. Dort herrschen ähnliche Bedingungen wie in einem Gewächshaus. Hier bekommt der Keimling, was er braucht: Licht, Wärme und Feuchtigkeit. Was er nicht braucht, zumindest am Anfang, sind Nährstoffe – die bekommt er nämlich aus dem Samenkorn.
Die Anzuchterde für den Anbau von Gemüse, Kräutern und Blüten sollte deshalb ruhig nährstoffarm sein und dazu keimfrei, ohne Unkrautsamen und Krankheitskeime. Spezielle Anzuchterde (auch Aussaaterde genannt) gibt es im Garten- oder Baumarkt oder bei Gärtnereien, manchmal auch im Supermarkt. Alternativ kann man auch Erde im Ofen sterilisieren, in einem feuerfesten Gefäß, z.B. Suppenteller oder Schüssel, etwa 30 Minuten bei 150 Grad. Mehr zum Thema gibt es hier: Bio-Erde.
Die richtige Temperatur
18 bis 20 Grad – das ist die Temperatur, die die meisten Pflanzen zum Keimen brauchen. Manche geben sich auch mit weniger zufrieden oder sind sogar auf niedrigere Temperaturen angewiesen, die sät man aber in der Regel auch direkt ins Freiland. Mehr zur idealen Keim-Temperatur einzelner Sorten findet sich in unseren Anleitungen.
Nicht nur im Gemüseanbau ziehen wir einzelne Sorten unter wärmeren Bedingungen vor, auch Kräuter wie Petersilie und Schnittlauch oder Blüten wie die Kapuzinerkresse können wir etwas früher drinnen keimen lassen.
Die ideale Feuchtigkeit zum Keimen
Damit eure Gemüsesamen schön keimen können, muss die Erde gleichmäßig feucht gehalten werden, aber nicht zu nass. Wie macht man das? Ideal ist ein Wäschesprüher, wie er zum Bügeln verwendet wird; geeignet sind auch kleine Gießkannen mit Brausekopf oder eine Fahrradflasche zum Beträufeln. Wer seltener gießen will, legt eine Lage Frischhaltefolie drüber, um die Feuchtigkeit im Gefäß zu halten. Allerdings sollte sollte diese täglich für eine Weile gelüftet werden, damit kein Schimmel entsteht. Eine Alternative: Mini-Gewächshäuser. Wobei auch die regelmäßig Frischluft brauchen.
Erster Keimling
Zu sehen, wie ein zarter Keimling sich aus der Erde schiebt, bei manchen Pflanzen schon nach wenigen Tagen, ist ein beglückender Anblick. Der Anfang ist geschafft. Während Bohnen, Erbsen, Mais oder Kresse schon nach kurzer Zeit keimen, dauert dieser Prozess bei anderen Sorten auch mal länger. So brauchen Petersilie und Schnittlauch gerne mal 2 Wochen. Auch bei Gurken, Fenchel oder Sellerie ist Geduld gefragt.
Gemüse anbauen – Schritt 2
Pikieren und Umtopfen der selbst gesäten Pflanzen
Pikieren, so nennt man beim Anbauen von Gemüse das Vereinzeln und Umsetzen der Keimlinge, sobald sie eine gewisse Größe erreicht haben, meist zwei oder vier Blättchen. Jetzt braucht die kleine Pflanze mehr Platz um sich herum. Deshalb setzt man sie vorsichtig in einen größeren Topf, mit mehr Erde für die Wurzeln, mehr Licht und mehr Raum für die immer höheren Stängel und größeren Blätter.
Außerdem ist jetzt allmählich auch der Nährstoffvorrat, den sie aus dem Samen bezogen hat, aufgebraucht, und sie braucht nahrhaftere Erde.
Gefäße für das Vorziehen von Gemüse, Kräutern und Blumen
Zur Anzucht sind kleine Gefäße praktisch, die nicht zu viel Erde brauchen: Es gibt spezielle Aussaatschalen, außerdem kleine Anzuchttöpfe aus Presspapier. Sehr schön lassen sich Eierkartons oder Pappschalen von Obst upcyclen, sogar Jogurt-Plastikbecher sind ok, sofern ihr Löcher in den Boden bohrt, damit das Wasser abfließen kann. Mit einem Press-Stempel kann man Anzuchttöpfe aus Altpapier (z.B. Zeitung) auch selbst herstellen.
Später sollten die Gefäße für euer selbstangebautes Gemüse größer sein. Denn grundsätzlich gilt: je kleiner das Gefäß, desto schneller trocknet es aus. Das spielt besonders auf dem Balkon eine Rolle, wo es häufig nicht nur sonnig ist, sondern auch der Wind Feuchtigkeit verdunstet.
Die Wahl der richtigen Erde zum Gemüse anbauen
Zum Vorziehen von Gemüse nehmen wir möglichst Anzuchterde, weil die frei von Unkrautsamen ist und zum anderen arm an Nährstoffen. Denn der Samen enthält selbst genug Nahrung, um die Pflanze während der ersten Wochen zu versorgen. Nach dem ersten Umpflanzen empfehlen wir Gartenerde, gemischt mit eigenem Kompost. Bei stark zehrenden Sorten (siehe dazu die Pflanzanleitungen der einzelnen Sorten) steigt der Anteil an Kompost, was den Pflanzen mehr Energie zuführt.
Als Biogärtner verwenden wir zudem torffreie Erde – die ist auf den Packungen als solche gekennzeichnet. Warum? Ganz einfach: Torf stammt aus Mooren, und die sind bedrohte Lebensräume für seltene Arten. Und außerdem binden sie große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid.
Gemüse anbauen – Schritt 3
Abhärten und Auspflanzen
Wenn es draußen warm genug ist, kann man die Pflänzchen stundenweise ins Freie stellen, damit sie sich an Sonne und Wind gewöhnen. Sonne ist unverzichtbar zum Wachstum, und leichter Wind stärkt die Stängel. Aber Vorsichtig: Extreme vermeiden!
Sobald kein Nachtfrost mehr zu befürchten ist (normalerweise etwa Mitte Mai, nach den „Eisheiligen“, in begünstigten Regionen auch früher), kann man die Pflanzen auspflanzen – in Kübel auf Balkon oder Terrasse, ins Hochbeet oder in den Garten.
Gemüse anbauen auf dem Balkon
Achtung: Balkone sind oft extremen Bedingungen ausgesetzt. Uns fällt das unter Umständen nicht auf, aber den kleinen Pflanzen, die bisher geschützt und drinnen wachsen durften schon. Auf Südbalkonen bekommen sie viel Sonne, der Wind kann gerade im Frühling noch rauh sein.
Daher schaut, woher Wind und Sonne kommen. Wie ihr den Ort am besten nutzen könnt und wie ihr gleichzeitig euer Gemüse schützt. Vielleicht stellt ihr mehrere Töpfe auf Kante übereinander, dann trocknet der untere nicht so schnell aus.
Das Gießen der Pflanzen
Während ihr beim Vorziehen eurer Pflanzen möglichst zimmerwarmes Wasser verwendet, vertragen die Pflanzen später wechselnde Temperaturen besser. Wer in einer Gegend mit stark kalkhaltigem Wasser lebt, darf möglichst oft mit Regen- statt Leitungswasser gießen. Natürlich kann man das auf dem Balkon schlecht sammeln (obwohl hier der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind) –wer aber im Garten eine Regentonne stehen hat, sollte sie nutzen.