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Nie mehr Umgraben mit der Charles Dowding-Methode

A#NO DIG von Charles Dowding
Gärtnern ohne Umgraben
Weniger Aufwand mehr Gemüse

Eine ganz persönliche Buchempfehlung

Erfolgreich Gemüse anbauen und dabei niemals umgraben? Geht das wirklich?  Natürlich weiß ich als Hobbygärtnerin um die Wichtigkeit von lebendigem Böden und Mikroorganismen, um die Vergeblichkeit und sogar Schädlichkeit vom Umgraben. Wir hatten hier auch schon mal 3 Alternativen zum Umgraben vorgestellt. Und doch muss ich gestehen, dass ich immer mal wieder verführt bin, es zu tun…Nur ein bisschen, um die Wurzeln rauszukriegen und so. Einmal Gelerntes ist fest verinnerlicht und schwer abzulegen. Ich hoffe, dass mir Charles Dowding mit seiner jahrzehntelangen No-Dig-Erfahrung hilft, neue Wege zu beschreiten. Ich möchte endgültig dem Umgraben entsagen und meinen Aktivismus loswerden, der mich jedes Jahr von Neuem zu Saisonbeginn befällt.

Sein neues Buch „#No Dig“ setzt das Thema mit einem Hashtag. Auf Instagram gibt es dazu rund 300.000 Einträge. Wow! Gärtnern ohne Umgraben besdchäftigt scheinbar viele Menschen. Er selbst hat auf dem Gebiet Pionierarbeit geleistet: Seit 40 Jahre wendet er die No Dig-Methode an und das an verschiedenen Orten und auf verschiedenen Böden. Seine Versuche dokumentiert der Experte akribisch und vergleicht sie mit anderen Methoden, die er ebenfalls anwendet. Seine umfassendes Wissen teilt Dowding in diversen Büchern und den sozialen Medien. Ohne klassische Gärtnerausbildung hat Dowding einen unverstellten Blick aufs Gärtnern. Der Autodidakt musste also vielleicht kein altes Wissen ablegen und Umlernen. Er selbst sagt, dass es ihm nur natürlich erschien, biologisch zu gärtnern – wie auch sonst? Das spricht mir aus dem Herzen!

Feine Optik und Haptik

Das Buch hat ein angenehmes Format – nicht so groß und auch nicht zu klein. Dank seines Einbands in grober Leinenstruktur und dem mattem Papier  hat es auch eine tolle Haptik. Kein Hochglanz, kein Chichi – das gefällt mir. Ich nehme es gerne in die Hand, was ja schon mal wesentlich ist, noch bevor ich mich mit dem Inhalt auseinandersetze. Das erste Durchblättern erzeugt gleich Vertrauen. Viele Fotos zeigen Dowding bei der Arbeit. Das wirkt auf mich authentisch und macht ihn nahbar.

Das Buch startet mit dem, was drauf steht: Was ist die No Dig Methode und vor allem, wie fange ich an? Ein Rasenstück ruckzuck in ein Gemüsebeet umwandeln? Ein Kompostbehälter aus Paletten bauen? Die Schritt-für-Schritt-Anleitungen mit ansprechenden Fotos kommen mir sehr machbar vor– das würde sogar ich hinkriegen, denke ich, und es juckt mich schon in den Händen – aber noch liegt leider Schnee auf meinen Beeten.

Methoden im Vergleich

Seine ausführlich dokumentierten Selbstversuche machen Spaß zu lesen: Auf zwei  nebeneinander liegenden Beete baut er die gleichen Pflanzen mit zwei unterschiedlichen Methoden an: Im No-Dig Beet trägt er eine Schicht Kompost auf und überlässt den Rest dem Nahrungsnetz im Boden . Im traditionellen Beet arbeitet er den Kompost in die Oberfläche ein. Dann bewertet er kontinuierlich die Gesundheit der Pflanzen, ihre Entwicklung und ihren Ertrag, Übrigens: Dass kompostieren Gold wert ist , hatten wir an anderer Stelle auch schon mal geschrieben. Und nicht zuletzt, weil sein Garten wie meiner in einem Gebiet mit schwerem Lehmboden liegt, bin ich gespannt, wie die Ergebnisse ohne Umgraben sind und was ich mir bei ihm abgucken kann.

Dowding hat zwei Anliegen: Auf der einen Seite will er bodenschonend Gärtnern, auf der anderen Seite mit weniger Aufwand eine bessere Ernte erzielen. Zeitersparnis steht jetzt nicht so auf meiner Agenda denke ich,  schließlich gehe ich den Garten, um zu werkeln. Aber eine bessere Ernte, ja, das wäre schon was. Doch als ich so nachdenke, fällt mir ein, dass ich nicht selten entmutigt war. Die Wildkräuter schienen immer den längeren Atem zu haben und das führte manchmal dann doch dazu, dass ich tiefer in den Boden eindrang, als ich es vorhatte. Und nach ein paar Wochen war wieder alles grün – aber nicht mit dem, was ich ausgesät hatte. Dank Charles verstehe ich jetzt auch warum: Ich befördere schlafende Wildkräutersamen in die oberen Erdschichten, also ans Licht! Die bedanken sich für den feinen Lift und starten sofort mit dem Keimen.

Leider ist nach rund 40 Seiten schon Schluss mit No Dig, Dann geht es weiter mit dem Anbau von Gemüse. Das umfasst klassisches Grundlagenwissen. Dowding erklärt wie gesät, ausgedünnt und ausgepflanzt wird, wie Jungpflanzen gepflegt werden, was die häufigsten Problem sind und vieles mehr. Den größten Teil des Buches nimmt der letzte Teil ein, wo es um die einzelne Kulturpflanzen, ihre Sorten und Pflanzanleitungen geht. Das ist schön aufgemacht aber auch nichts Neues.

Entspannende Erkenntnisse

Die weitere Lektüre führt zu zwei großen Aha-Erlebnissen: Zum einen schreibt Dowding, dass die Pflanzabstände ruhig gering sein können. Hach, wie gut! Ich habe meinen Pflanzen immer mehr als großzügige Abstände gegönnt und dann meine kleine Ernte bedauert – und die Wildkräuter verflucht, die den Freiraum natürlich sofort besiedelt haben. Zum anderen räumt er den Mythos aus, dass Pflanzen lockere Böden lieben würden. Es mache ihnen gar nichts aus, in verdichteten Böden zu wachsen, schreibt er, im Gegenteil! Welch wunderbare Neuigkeiten!

Für noch mehr Entspannung sorgt Dowdings lockere Haltung zum Thema Fruchtfolge. Ich bin ein Fan der Mischkultur und dennoch kommt es vor, dass ein Beet mal leer stehen bleibt, weil ich denke, das hatte ich doch gerade erst drauf und das darf doch nicht sofort wieder auf das gleiche Beet. Mit seiner Methode Gärtnern ohne Umgraben wird der Boden jedes Jahr großflächig mit Kompost gefüttert und Dowding schreibt, dass er Starkzehrer wie Zucchini  oder Kartoffeln teilweise  schon seit sieben Jahren auf der gleichen Fläche anbaut  – mit immer guten Ernten. Na also!

Biodiversität muss Priorität haben

In jedem Kapitel gibt es spezifische Themen, die vertieft behandelt werden. Dazu gehört etwa das Thema Saatgut: Warum ist billiges Saatgut meist nicht gut, was sind F1-Hybride und was samenfeste Gemüsesorten? Und an der Stelle stimme ich nicht mit Dowding überein, der auch F1 Hybride anbaut, obwohl er sagt, dass man alte Sorten pflegen und sich für den Erhalt einsetzen soll. Ich denke, dass im Internet viele alte Sorten erhältlich sind und es keinen vernünftigen Grund gibt – außer dem des versprochenen Ertrags – Hybride Sorten anzupflanzen. Im Gegenteil: je mehr F1-Hybride verkauft und angebaut werden, desto mehr geht die Vielfalt der Kultursorten verloren. Unser Artikel Sortenvielfalt und die Freiheit des Saatguts erklärt hierzu mehr.

Los geht’s!

Aber ich habe mich entschieden: Dieses Jahr folge ich Dowding Methode! Kein Umgraben zu keiner Zeit! Ich werde in den nächsten Wochen meinen Boden abdecken – un zwar nur mit Pappe. Schwarze Folie kommt mir nicht in den Garten. Egal wie langlebig die auch sein mag, ich will kein Plastik im Garten sehen und vor allem nicht, wenn es auch anders geht. Pappkarton fällt im Zeitalter der Internetkäufe von alleine an – wenn nicht von mir, dann von anderen. Das zeigt ein Blick auf den nächsten Werkstoffhof, wo man sich auch gleich bedienen kann. Ich werde also meinen Kompost mal komplett abtragen und ihn dick auf die Pappe legen. Das wird meinem Garten gut tun, denn die magere Kartoffelernte im letzten Jahr hat gezeigt, wie ausgezehrt er doch ist. Ich bin gespannt und werde berichten– Stay tuned!

Das Buch #No Dig erschien am  7. Februar 2023 im Dorling Kindersley Verlag, umfasst 288 Seiten und ist für 29,95 Euro im Handel erhältlich.

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